Mit den folgenden Eindrücken zeigen wir, welche Veränderungen wir in der Landschaft machen. Dabei nutzen wir in hohem Maße die Kräfte der Natur. Unser „Machen“ ist meist ein Lenken in die gewünschte Richtung. Mit der Zeit breitet sich die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten wieder aus. Die „Pflege“ besteht überwiegend aus einer landwirtschaftlichen Nutzung mit einer reduzierten Biomasseproduktion. Die Natur bedankt sich mit Farben, Formen und Klängen, welche die Besucher in ein Wohlgefühl hüllen.
Wir haben im Landkreis Unterallgäu an beispielhaften Orten 11 „Fenster in die Landschaft“ aufgestellt. Gehen Sie auf Entdeckungstour vor der eigenen Haustür!
Herstellung von artenreichem Grünland
Landschaftsbildprägend für das Unterallgäu ist die Grünlandwirtschaft. Milchproduktion braucht eiweißreiches Futter. Daneben sind aber auch Refugien mit reduzierter Produktion erforderlich. Hier „produzieren“ wir im Zusammenspiel mit Naturkräften Artenvielfalt. Auf solchen Extensivwiesen gedeihen bis zu 100 verschiedene Kräuterarten.
Ehemaliges Wildgehege, Bad Wörishofen


In diesem Talraum am Haldenbach wurde durch Ansaat mit standortgerechtem, gebietsheimischem Saatgut die Zahl der Wiesenpflanzenarten innerhalb weniger Jahre von 11 auf 44 vervierfacht.
Ehemaliges Senderareal, Amberg


Auf dem Gebiet der ehemaligen Senderanlage Amberg wurde durch Mähgutübertragung auf ehemals technisch genutzten oder betonierten Flächen die alte Kulturlandschaft zurückgeholt.
Wiederherstellung der Moore
Traditionell schwach-produktive Lebensräume wie unsere Niedermoore litten in der Vergangenheit unter Nutzungsaufgabe. Nach einiger Zeit nehmen dann Schilf, Weiden- und Faulbaumsukzession überhand. Lichtarten des Offenlandes verlieren ihren Lebensraum. Diesen holen wir durch Beschneiden der Gehölzdominanz in unsere Kulturlandschaft zurück.
Kettershauser Ried, Kettershausen


Das Naturschutzgebiet „Kettershauser Ried“ war durch Nutzungsaufgabe sehr artenarm geworden. Nach planmäßiger und gezielter Sukzessionsbeseitigung können wir nun dort wieder an Orchideenwiesen vorbeispazieren, auf denen wir auch seltenen Faltern wie dem Blaukernauge begegnen.
Benninger Ried, Benningen


Im Naturschutzgebiet „Benninger Ried“ lebt unsere Riednelke. Weltweit nur hier! Durch ein kompliziertes Zusammenspiel aus Wasserhaushaltsmanagement und Entfernen von Sauergrasbulten geben wir ihr passende Überlebensmöglichkeiten.
Wasenmoos, Erkheim


Die Regeneration der Moorvegetation im Wasenmoos hat selbst Fachleute in Staunen versetzt. Innerhalb weniger Jahre nach der Rodung von standortfremden Fichtenriegeln hat sich eine mit Messermähtechnik mähbare Grünlandoase entwickelt.
Bachrenaturierung & Uferpflege
Das dichte Netz an kleinen Fließgewässern, welche oft ihre Quelle im Unterallgäu haben, ist eine Besonderheit unseres Landkreises. Hier gabelt sich unser „Machen“ in zwei Richtungen. Durch jahrhundertelange Kultivierung der Landschaft sind besonnte Gewässerufer mit blütenreichen Hochstaudensäumen entstanden. Gibt man die jährliche Herbstmahd auf oder stellt auf das zerstörerische Mulchen um, überwuchern Stickstoffpflanzen bei schmalen Gewässern den Wasserkörper. Einige seltene Kleinlibellen verlieren dann den Flugraum und verschwinden. Hier greifen wir die Herbstmahd wieder auf. Wo hingegen das Wasser eine größere Schleppkraft aufweist, helfen schon kleine Lenkungshilfen, damit diese sich entfalten kann. Dann sorgt die natürliche Dynamik dafür, dass offene, besonnte Gewässerabschnitte mit Hochstaudensäumen entstehen.
Grabennetz, Kettershausen


Das Grabennetz in Kettershausen erhält durch ein angepasstes Mahdmanagement seine Eignung als Libellen- und Falterlebensraum zurück.
Eisbach, Bad Wörishofen


Durch einfache Uferanrisse mit dem Humuslöffel und unter tatkräftiger Mithilfe des Bibers ist aus einem schnurgeraden Entwässerungsgerinne ein dynamischer Bach mit einer verbreiterten Auenzone geworden. Mittlerweile kommt dort der hochspezialisierte Storchschnabel-Bläuling wieder vor.
Boschachbach, Ottobeuren


Durch Vorlandabtrag am Boschachbach hat sich in diesem Abschnitt innerhalb kürzester Zeit aus einem Vorfluter ein naturnaher Bach mit vielfältigen Auenlebensraumstrukturen entwickelt. Durch Aufweitung des Querschnittes ist im Nebeneffekt zusätzlicher Hochwasserretentionsraum entstanden.
Spezielle Artenschutzmaßnahmen
Bestimmte Arten sind schon deshalb selten, weil sie sehr wählerisch bei ihren Lebensräumen sind. Alle Bedingungen müssen auf sie zugeschnitten sein, wollen wir sie nicht als Mitlebewesen verlieren. Meist geht es darum, gegen Veränderungen der Umweltbedingungen anzutreten. Fast immer spielt dabei die Stickstoffdüngung von Natur aus nährstoffarmer Lebensräume durch Niederschläge eine Rolle. Lässt man die Sukzession ablaufen, fängt man sich Abfolgen aus Brombeergestrüpp, Ahorn- und Eschenanflug ein. Wenn auch das Ende des Tunnels dunkel ist, ist es für lichtliebende Arten aus.
Gelber Lein, Illerleiten


Der Gelbe Lein kommt bayernweit nur im Unterallgäuer Abschnitt des Illertales vor. Durch angepasste Pflegemaßnahmen konnten wir die Population derart stärken, dass sie die individuenstärkste in ganz Deutschland ist.
Bayerisches Löffelkraut, Unterallgäu


Das Bayerische Löffelkraut mag kalte, kalkreiche Quellen, welche während der Blütezeit nicht zu schattig sind. 2008 stieß der LPV das Management jedes einzelnen Vorkommens im Unterallgäu an. Denn es gibt nicht viele dieser in Bayern endemischen Art. Erstmaßnahmen waren Auflichtungen. Momentan verrichtet das Fichtensterben und das Eschentriebsterben diese Arbeit. Wir räumen dann noch ein wenig mit den Ästen und den Wasserdostpelzen auf.
Herstellung von Komplexlebensräumen
Wo naturbegeisterte Privatleute und Organisationen beschließen, ihre Grundstücke für Naturvielfalt zur Verfügung zu stellen, entwickeln wir mit diesen gemeinsame Konzepte. Und setzen es dann auch gemeinsam in die Tat um! Wo wir einen ausreichenden Wasserzulauf haben oder wo wir ihn aus der Unterwelt wieder ans Licht bringen können, ist das Thema „Tümpel“ fast immer mit dabei. Über die Jahre hat der LPV im gesamten Landkreis eine 3stellige Zahl an Kleingewässern realisiert.
Komplexbiotop, Sontheim


Auf einer artenarmen Wiese in Sontheim ging es mit 2 ausgebaggerten Tümpeln los. Das „Fortschrittsbild“ von 2012 zeigt, wie die Besiedelung mit Wasserpflanzen und Röhricht voranschreitet. Amphibien und Libellen folgen.
Komplexbiotop, Unteregg


Innerhalb von 6 Jahren wurde ein Komplexbiotop in Unteregg aufgebaut. Neben einer Tümpelkette wurde die Landschaft mit Obstbäumen, Heckenelementen, Eidechsenburg, Wildbienen-Clubanlagen und Ansaatstreifen angereichert.
Streuobstpflanzung & -pflege
Streuobstwiesen waren vor 2 Generationen aus dem dörflichen Leben nicht wegzudenken. Sie mussten meist weichen, als die Siedlungsentwicklung Raum beanspruchte. Nun stellen wir fest, dass die kahlen Ortsränder wenig Charme haben. Und das Plantagenobst auch nicht jeden Gaumen entzückt. Seit 2012 pflanzt der LPV im Unterallgäu neue Streuobstwiesen. Sowohl bei Gemeinden, als auch bei Privatleuten kommt dieses Thema gut an.
Ortsrandbelebung, Ottobeuren


Am südlichen Ortsrand von Ottobeuren ist auf einer Privatfläche diese Streuobstwiese entstanden. Schon nach kurzer Zeit entfaltete sie ihre Wirkung auf die Lebensvielfalt. Vögel, Kleinsäuger, Bienen etc. leben hier ganz nah mit dem Menschen zusammen.
Streuobstwiese, Kirchdorf


Auf vielen der älteren Streuobstwiesen im Landkreis herrscht unter den Bäumen ein großer Pflegerückstand. Auch wenn alte, knorrige Bäume mit vielen Höhlungen und abgebrochenem Totholz besonders den Insekten zugutekommen, profitieren Mensch und Tier langfristig stärker von gesunden Bäumen. Dafür ist bei Obstbäumen bis ins hohe Alter eine regelmäßige Pflege notwendig. Dieser Aufgabe nehmen sich seit Herbst 2024 unsere zertifizierten Streuobstpflegerinnen und -pfleger an.
…und vieles mehr:
Herstellung der Taldurchgängigkeit – Rechbergwiesen, Bad Grönenbach


Eine aus der Nutzung gefallene Streuwiese war mit Fichten aufgeforstet worden, der Rest verschilft. Das Wiesental, das die Alten noch als „Rechbergwiesen“ kannten, war aus dem Landschaftsbild verschwunden. Zusammen mit dem Markt Bad Grönenbach hat der LPV es wieder hergestellt und zu einem Kernelement einer Naturerlebnisrunde gemacht.
Anlage von Straßenbegleitgrün, Mindelheim


Auch kleinste Flächen können aufgewertet werden. Aus einem Schotterbankett wird durch Ansaat gebietsheimischen Saatguts entstehen „Minitrockenrasen“, die Wildinsekten Nahrung bieten.